Warum es Frauen im Management selten richtig machen können
„In meiner Rolle bin ich gefordert, entscheidungsstark zu sein. Gleichzeitig bekomme ich von oben immer wieder zu hören, ich sei „zu hart“.“ Das berichtete mir letzte Woche eine leitende Managerin. Das höre ich auch von anderen Führungsfrauen, die mit hohem Frust ähnliche Geschichten erzählen. Doch was steckt dahinter?
Tatsächlich gibt es ein „Double-Bind-Dilemma“ für Frauen in Führungspositionen:
- „Zu weich“, wenn sie traditionell weibliche Eigenschaften zeigen (z. B. Empathie, Kooperation). Sie werden als nicht durchsetzungsfähig genug für Führungsaufgaben wahrgenommen.
- „Zu hart“, wenn sie klassische Führungsqualitäten zeigen (z. B. Dominanz, Entscheidungsstärke). Dann gelten sie schnell als aggressiv, dominant oder eben hart.
Dieses Phänomen haben z. B. die Wissenschaftler Eagly & Karau 2002 beschrieben. Und es hat sich bis heute kaum etwas verändert. Führungsfrauen können es kaum richtig machen, egal wie sie sich verhalten.
Die Ursache
Es gibt eine wahrgenommene Unvereinbarkeit zwischen der traditionellen weiblichen Geschlechterrolle (z. B. fürsorglich, einfühlsam, kooperativ) und den typischen Anforderungen von Führungsrollen (z. B. durchsetzungsfähig, dominant, entscheidungsstark).
Diese Unvereinbarkeit führt zu zwei zentralen Vorurteilen:
1. Frauen werden grundsätzlich seltener als geeignet für Führungspositionen angesehen.
2. Wenn Frauen führen, wird bei gleicher Leistung strenger und negativer bewertet als bei Männern. Und zwar von Männern wie Frauen!
Man kann erkennen: besonders in männlich geprägten Kulturen und auf höheren Managementebenen wird dieses Dilemma zur täglichen Herausforderung.
Was das für den Arbeitsalltag von Führungsfrauen bedeutet
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Frauen müssen mehr leisten als ihre männlichen Kollegen, um bei strengerer Bewertung auf gleiche Ergebnisse zu kommen.
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Selbstzweifel wie: „Bin ich wirklich gut genug – oder werde ich nur kritisiert, weil ich eine Frau bin?“.
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Anpassungsdruck oder ständige Vorsicht, sich „korrekt“ zu verhalten kosten viel Energie.
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Die ständige Gratwanderung lenkt von der eigentlichen Aufgabe ab, nämlich einen hervorragenden Führungsjob zu machen.
Doch was tun? Soll man sich ständig verbiegen – oder sich lieber treu bleiben?
Meine Perspektive als Coach
Es gibt leider keine einfachen Antworten. Wir haben hier ein strukturelles Problem mit gesellschaftlich verankerten Rollenbildern und unbewussten Projektionen. Das gilt es gesellschaftlich und ganzheitlich in den Unternehmen anzugehen. Immerhin fallen mir diese Ansätze ein:
1. Das Dilemma zu kennen, ist der erste Schritt für Führungsfrauen. Sich immer wieder klarmachen: Es liegt nicht an mir, sondern an strukturellen Vorurteilen.
2. Das individuelle Spielfeld ausleuchten: Statt sich stur durchzubeißen, die individuellen Handlungsmöglichkeiten ausloten und die eigenen Stärken bewusst einsetzen. Ein Coaching ist hier sicherlich hilfreich.
3. Netzwerke nutzen: Austausch mit anderen Führungskräften – besonders Frauen – hilft, Erfahrungen zu teilen, sich zu entlasten und Strategien zu entwickeln. Sich mit einer Advokatin zu vernetzen war eine Idee, die meine Seminarteilnehmerin begeistert aufnahm.
Wie erlebst du das? Kennst du das Dilemma aus eigener Erfahrung? Welche Strategien hast du entwickelt, damit umzugehen? Ich freue mich auf deine Gedanken. Komm gerne unverbindlich mit mir in Kontakt!