Neu in der Führungsrolle. So meisterst du das Erwartungskarussell
Der erste Tag in der neuen Führungsrolle – und plötzlich dreht sich alles um dich.
Jetzt, nach den Sommerferien, starten viele Menschen in einen neuen Job. Besonders spannend wird es für alle, die erstmals eine Führungsposition besetzen und dazu vielleicht sogar neu im Unternehmen sind. Denn mit der neuen Rolle kommt ein Riesen-Karussell an Erwartungen auf dich zu.
Deine Vorgesetzten in spe haben dir im Bewerbungsgespräch schon einiges über ihre Vorstellungen erzählt. Dann übernimmst du ein Team, das sich aus sozialen Medien und Erzählungen von anderen bereits ein Bild von dir gemacht hat. Auch sie haben unterschiedlichste Vorstellungen. Dazu kommen all die Kolleg:innen, Kund:innen, Lieferant:innen mit ihren ganz eigenen Agenden und nicht zuletzt deine Vorgänger:in, die vielleicht gerne hätte, dass du ihren „Stiefel“ weiterführst. Du selbst hast dir natürlich auch ein Bild von der Rolle gemacht und jede Menge Erwartungen an das Unternehmen, die Position und dich selbst.
Die Krux mit den Erwartungen…
Das Problem? Es ist extrem viel auf einmal.
Und während dir ganz viele Erwartungen und Ziele offen mitgeteilt werden, steht Vieles auch verborgen im Raum. Denn was steckt denn tatsächlich hinter dem Wunsch der Geschäftsführung, mit dir endlich „professionelles Arbeiten“ einzuführen? Warum sagen auf deiner Vorstellungstour so viele Leute „Gott sei Dank bist du jetzt an Bord.“?
Leider passiert es neuen Führungskräften ziemlich schnell, in Konflikte zu geraten oder sich unbeliebt zu machen, einfach weil sie die unsichtbaren Erwartungen nicht rechtzeitig erkannt oder falsch interpretiert haben.
Mein Tipp für ein erfolgreiches Erwartungsmanagement: Sortiere das Karussell – bevor es dich mitreißt.
Damit du nicht in die Falle tappst, empfehle ich dir: Schreib dir gleich zu Beginn auf, wer welche Erwartungen an dich hat – das Offensichtliche und das, was du noch weiter vermutest (Erwartungshypothesen). Das hilft dir, Klarheit zu gewinnen und gezielt zu reagieren.
Danach solltest du die Erwartungen in „Postfächer“ einteilen – und dir Luft verschaffen. Beispielsweise nach Erwartungen
- die du erfüllen kannst und willst → Priorisiere sie und kommuniziere klar, wie du sie umsetzen wirst.
- die du erfüllen kannst, aber erst später kommunizieren willst → Park sie bewusst und setze sie auf deine Agenda für die nächsten Wochen.
- über die du dir noch ein besseres Bild machen musst → Frag nach, beobachte und lass dir Zeit, bevor du reagierst.
- die du nicht zwingend erfüllen musst und erst einmal ignorierst → Es lohnt sich, zwischendurch ein Risiko einzugehen, indem du eben nicht reagierst. Nicht alles, was laut ist, ist auch wichtig.
- die du offen ablehnst → Hier zeigst du Flagge und wahrst aktiv deine Grenzen.
Indem du die Erwartungen sortierst, vermeidest du, dich in unwichtigen Diskussionen zu verlieren oder dich von versteckten Agenden unter Druck setzen zu lassen. Stattdessen kannst du
- Dich fokussieren, auf das, was wirklich wichtig ist.
- Transparenz schaffen für dich und für andere, was du wann umsetzen wirst.
- Vertrauen aufbauen, weil dein Team und deine Vorgesetzten merken: Du hast den Überblick.
Und was ist mit deinen eigenen Erwartungen?
Du bist nicht nur Erwartungserfüller:in, sondern hast auch selbst welche. An dich, an dein Team, an das Unternehmen. Deshalb solltest du auch deine eigenen Erwartungen aufschreiben und mit denen der anderen abgleichen. So findest du Lücken und Konfliktlinien schneller heraus. Und kannst mit Gesprächen von Anfang an nachsteuern. Nämlich was du brauchst, um erfolgreich zu sein. Wenn erst einmal ein paar Monate herum sind, ist es zu spät.
Also: Nimm dir Zeit für ein aktives Erwartungsmanagement. So startest du nicht nur souverän, sondern legst auch den Grundstein für eine Führungsrolle, die zu dir und deinen Einstellungen passt.
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