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Wie du Konfliktmuster erkennst und wie du sie überbrücken kannst
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Wie du Konfliktmuster erkennst und überbrücken kannst

Jeder hat es bestimmt schon eimal erlebt, wie sich Konflikte von kleinen Meinungsverschiedenheiten zu unüberbrückbaren Differenzen entwickeln. Aus einmaligen Aktionen bildeten sich im Laufe der Zeit negative Verhaltensmuster aus, die sich nur langsam und manchmal gar nicht wieder auflösen. In diesem Zustand ist Zusammenarbeit von Doppelabsicherung, Ausweichmanövern, Vorenthalten von Informationen oder unglaublich langweiligen, weil sich ständig wiederholenden Diskussionen geprägt. Das drückt die Arbeitsmoral und ist für alle Beteiligten belastend. 

Was hier wirklich hilft ist, wenn man sich vor Augen führt, dass all unsere Kommunikation (und nicht kommunizieren ist auch eine Kommunikation!) einer dynamischen Wechselwirkung untersteht. Im systemischen Denken spricht man vom Prinzip der Zirkularität. Das heißt, unsere Worte lösen bei anderen Reaktionen aus, die wiederum unsere eigene Sichtweise prägen. Dabei spielen unsere individuellen Wahrnehmungsfilter und Interpretationen eine entscheidende Rolle. Denn sichtbar ist nur das, was wir kommunikativ ausdrücken, während der Großteil – unsere Gedanken und Gefühle – unter der Wasseroberfläche verborgen bleibt (Lies hier auch über das Eisbergmodell). Wir machen eine Erfahrung, ziehen daraus eine Bewertung und entwickeln Erwartungen.

 

Die Kommunikation zwischen Menschen kann sich in ihrer Wechselwirkung nach oben winden, getragen von gegenseitigem Verständnis und Wertschätzung. Oder sie kann sich immer wieder „im Kreis drehen“ oder sogar zu einer Abwärtsspirale führen. In diesem Fall spricht man von einem dysfunktionalen Muster oder Teufelskreis.

Diese Muster treten in allen möglichen Beziehungsformen auf, besonders in Lebenspartnerschaften. Hier kommt ein ganz typisches Beispiel:

Nicht selten sind Menschen in ihrer Kindheit dazu erzogen worden, ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht offen zu äußern. Wenn sie sich über jemanden ärgern, müssen sie sich trotzdem irgendwie Luft machen. Sie tun dies auf eine Weise, die sie von Vorbildern als sozial akzeptiert gelernt haben, nämlich indirekt. Sie führen laute Selbstgespräche (damit der andere es trotzdem hört), hüllen sich in beleidigtes Schweigen oder klappern laut mit Tellern und Töpfen (oder was auch immer sie gerade in der Hand halten).

Mit diesem Kommunikationsverhalten ausgestattet, wünscht sich z. B. eine Frau, dass der Mann sich mehr im Haushalt engagiert. Der repariert aber lieber sein Motorrad. Die Frau ist genervt und ignoriert ihn. Er spürt die schlechte Luft und geht lieber auf Distanz. Seine „Ignoranz“ ärgert sie noch mehr, denn ihrer Meinung nach müsste er doch wissen, was er zu tun hat. Der Mann ist genervt und verkriecht sich immer mehr in seiner Hobbywerkstatt oder geht mit seinen Freunden aus. Der Ärger der Frau wird immer größer. Sie hält ihren Mann für faul und unfair, er findet sie nur noch zickig. Irgendwann sprechen beide kaum noch miteinander und schaffen es in dieser Sprachlosigkeit nicht, Licht in ihre Situation zu bringen und den Konflikt zu lösen. Sie merken nicht, dass sie mit ihrem Verhalten dieses negative Muster aufrechterhalten.

 

Wie du Konfliktmuster erkennen kannst

Nicht jede Meinungsverschiedenheit ist schon ein Teufelskreis. Damit es dazu kommt, braucht es noch ein paar Zutaten:

1. Wiederholung

Eine Konfliktsituation muss sich immer wieder wiederholen und eventuell auch an Schärfe zunehmen.

2. Negative Erwartung beim Gegenüber

Die Beteiligten haben aus dem vorhergegangenen Verhalten des Gegenübers bereits eine negative Erwartung für sich etabliert. D. h. es fällt immer schwerer, die Gegenseite nicht durch eine bestimmte, negativ gefärbte Brille zu sehen, wie z. B.  „Die hat das wieder gemacht, um mir eins auszuwischen...“, „Der will es einfach nicht verstehen...“, „Die halten sich immer für was Besseres...“, „Der fühlt sich einfach nicht verantwortlich, immer bin ich schuld...“.

3. Ablehnung aus Prinzip

Das eigene Verhalten wird auf Ablehnung gepolt, unabhängig vom eigentlichen Sachstand. Denn es geht um (verletzte) Gefühle. Das zeigt sich dann in Form von Aggression (Anbrüllen, Beleidigen), Ignorieren oder sich über den anderen lustig zu machen.

"Konfliktsysteme werden stabil, weil sie die Erwartung auf "Widerspruch" zum Normal machen. So nähren sie sich selbst." schreibt Klaus Eidenschink in seinem Buch "Die Kunst des Konflikts". "Weil beide Seiten erwarten (!), dass die andere Seite ablehnt, was man selbst möchte, tut man selbst nicht, was die andere Seite will."

Du siehst also, wenn du in einem Konflikt gefangen bist, hat es immer etwas mit dir zu tun und dem was du tust, um ihn aufrecht zu erhalten.

 

Den Teufelskreis durchbrechen

Der Schlüssel zur Veränderung liegt darin, die oft unausgesprochenen Bedürfnisse und Erwartungen zu verstehen und anzuerkennen. Häufig stecken hinter Konflikten unerfüllte Wünsche nach Wertschätzung, Nähe, Freiheit oder Sicherheit, bzw. dass diese verletzt wurden. In Organisationen können diese sich als unterschiedliche Vorstellungen von Werten oder Rollen (was A meint, dass B tun müsste) zeigen. Um aus dieser Spirale auszubrechen, ist es wichtig, dass alle Beteiligten offen für neue Perspektiven sind und bereit sind, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Das kannst du tun, um ein Konfliktmuster zu durchbrechen, wenn du selbst drin steckst:

 
Verschaffe dir zunächst einen Überblick

Frage dich,

  • was du eigentlich willst. Welches Bedürfnis wird denn durch die Gegenseite verletzt? Welches Verhalten triggert dich?
  • welche Erwartungen und Bedürfnisse könnten hinter dem Verhalten deines Gegenübers stecken? Finde mehrere Hypothesen.
  • in welchen Bereichen du Zugeständnisse machen könntest.

 

Gehe ins Gespräch
  • Lade dein Gegenüber freundlich zu einem gemeinsamen Gespräch ein. Sag vorher ganz genau, um was es gehen soll.
    Wähle Zeitpunkt und Ort für das Gespräch mit Sorgfalt.
  • Stelle dich drauf ein, mit einer offenen und freundlichen Haltung zuzuhören, ohne gleich innerlich in die Bewertung zu gehen.
  • Dabei solltest du versuchen, deine eigenen Wahrnehmungen, deine Gefühle und Wünsche möglichst klar, aber auch wertschätzend zu formulieren. Indem du beispielsweise Ich-Botschaften statt Du-Botschaften verwendest.
  • Baue deine Kommunikation nach diesem Dreiklang auf:
    1. Was habe ich wahr genommen
    2. Was hat das bei mir ausgelöst
    3. Was sind meine Wünsche

 

 

Den Teufelskreis einseitig unterbrechen

Manchmal hat man auch einfach keine Möglichkeit für ein solches Gespräch oder sieht wenig Erfolgschancen. Dann gibt es aber trotzdem noch eine Option, etwas zu bewegen. Denn du bist ja eine Seite in diesem Muster.

Du kannst dich nämlich immer noch anders verhalten, wie es die Gegenseite vielleicht erwartet. Und zwar in dem du den Erwartungen der Gegenpartei in einer bestimmten Weise entgegen kommst und damit die prinzipielle Ablehnung unterläufst. Stell dir einfach vor, es wäre ein Verhalten auf Probe.
Das bedeutet natürlich, über den eigenen Schatten springen zu müssen. Die Reaktion auf das eigene Andersmachen zeigt schnell, ob es funktioniert.

Erfolg hatte damit beispielsweise ein Pädagoge, ein altgedienter Mitarbeiter mit vielen Privilegien. Er verstrickte sich mit der neu ins Amt gekommenen Schulleitung in dauernde Konflikte. Die Leitung versuchte ihn mit dem Streichen der Privilegien, mit dem Pochen auf Bürokratie und dem Vorenthalten von Informationen "klein" zu machen und auf seinen "Platz" zu verweisen. Nachdem Dagegenhalten und Ignorieren nichts brachten, überwand sich der Pädagoge. Er zeigte sich in bestimmten Themen kooperativ und "gehorsam". Und siehe da, das Verhalten der Schulleitung lockerte sich. Der Lehrer konnte nun bestimmte Ideen einbringen und umsetzen. Seine Meinung über die Schulleitung hat sich nicht geändert. Aber er kann nun sein Verhalten so steuern, dass es nicht direkt abhängig von seinen negativen Gefühlen gegenüber der Schulleitung ist. Das hat die Lebensfreude wieder deutlich gebessert.

 

 

Nützliches

Friedemann Schulz von Thun (2010), Miteinander reden 2:Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung: Differentielle Psychologie der Kommunikation, Rowohlt, Hamburg

Klaus Eidenschink (2023), Die Kunst des Konflikts, Konflikte schüren und beruhigen lernen, Carl-Auer, Heidelberg

Wenn die Sache sehr festgefahren ist, hilft auf eine Klärungshilfe, mehr darüber hier.

 

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