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Leseempfehlung: Das Buch Work Survive Balance
Wir erleben jeden Tag hohe Krankenstände, multiple Krisen, Klimakatastrophen. Es ist schwer, Menschen für Führung und Verantwortung zu begeistern. Und Arbeit wird jeden Tag immer weniger attraktiv. So kann es nicht mehr weitergehen. Aber was tun?
Gerade zur richtigen Zeit liefert Hans Rusinek mit seinem Buch Work Survive Balance Hintergründe und Einordnungen, sowie Anregungen zur Veränderung unserer Arbeitskultur.
Eine klare Leseempfehlung für Entscheiderinnen und Gestalter in Unternehmen, für Organisationsentwicklerinnen, Politikverantwortliche und alle, die an der Zukunft einer besseren Arbeit interessiert sind!
Darum geht es
Rusineks These: Die Zukunft der Arbeit ist untrennbar mit der Zukunft des Planeten verbunden. Unsere derzeitige Arbeitsweise hat den Planeten an den Rand des Abgrunds gebracht. Die Natur, lange Zeit als das Fundament unseres Wirtschaftens ignoriert, tritt nun als gefährliche Mit- bzw. Gegenspielerin auf.
In seinem Buch beleuchtet Rusinek diese komplexe Thematik aus verschiedenen Perspektiven. Zunächst legt er nachvollziehbar dar, wie unser Wirtschaftssystem seit den 1950er Jahren mit der rücksichtslosen Ausbeutung der Umwelt einhergeht. Legen Daten von sozioökologischen Trends und die der natürlichen Prozesse des Erdsystems nebeneinander, so sehen wir den Aufstieg unserer Ökonomien in direkter Missachtung der Ökologien, sagt der Autor. Er beschreibt die Beschleunigungsfalle, in der wir uns befinden. Und er zeigt, dass der stetige Zwang zum kollektiven Wachstum im sogenannten Anthropozän auch etwas mit uns selbst macht, nämlich Raubbau an uns selbst zu betreiben.
Mit einem einem präzisen Blick skizziert Rusinek die Herausforderungen der Zukunft der Arbeit. Dazu gehört für ihn die Flucht in digitale Metaversen genauso wie etwa das stetige Verkünden hoher Ziele, die zwar inspirierend, aber nicht praktisch sind. Der Autor räumt auch mit leeren Heilsversprechen des NewWork Ansatzes auf. Unterhaltsam, aber im Grunde gar nicht lustig, beschreibt Rusinek die Haltung etwa von „Techno Utopisten“, „maßnahmenlosen Zielformulierern“ oder „romantischen Kulturverwertern“ mit dem Glauben an das richtige Mindset, und die negativen Folgen ihrer Handlungen.
In einem "Theorieteil für den Praxiswandel", erfahren wir, worauf unsere gewohnten Praktiken fußen. Es geht drum, welche Faktoren unsere Praktiken erfolgreich stören und Veränderung herbeiführen können. Für Rusinek ist die Arbeitswelt das zentrale Bindeglied zwischen den globalen Herausforderungen (Klima, Vielfalt, Zusammenhalt) und unserem Handeln auf der Mikroebene. Dabei betont er, dass „es“ nicht nur "die da oben" richten können und dass es keinen "goldenen Hebel" gibt. Wandel ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Es lohnt sich für alle, sich an die Arbeit zu machen.
Im Zentrum des Buches stehen neun "Veränderungsdimensionen", in denen Rusinek kritisch die Praktiken in unserer Arbeitswelt hinterfrägt, und uns zum Weiterdenken anregt: Haltung, Organisationsverständnis, Umgang mit (künstlicher) Intelligenz, Streben nach Sinn, Zusammenhalt, Anerkennung, Zeitmanagement und unser Verhältnis zu unserer körperlichen Welt. So liest er uns (zu Recht) die Leviten wenn er beispielsweise zu unserem bisherigen Organisationsverständnis schreibt: " Wenn wir uns heute die Augen reiben, weil sich junge Menschen vor Werkstoren festkleben, weil Fragen rund um Gehaltsgerechtigkeit das Unternehmen erschüttern, weil CEOs sich zu gesellschaftlichen Fragen positionieren müssen, dann liegt das nur daran, dass wir uns sehr lange eingebildet haben, dass Unternehmen eigentlich eine eigene Parallelwelt betreiben dürfen und die Gesellschaft als der Ort, wo die Arbeiter herkommen, keine Rolle spielen darf." (S.104)
Aber der Autor möchte auch Hoffnung und Inspiration geben. Rusinek lässt Philosophinnen, Soziologen, Psychologinnen und Journalisten mit ihren Ideen zu Wort kommen wie beispielsweise Hannah Arendt zum Thema Haltung, Tim Leberecht zu Fragen rund um das Verhältnis von menschlicher und künstlicher Intelligenz, oder die Zeitforscher Jonas und Karlheinz Geißler. Damit bietet das Buch eine riesige Fülle an Perspektiven und Anregungen.
Rusinek betont, dass er keinen Ratgeber geschrieben hat. Er möchte aufrütteln und Inspiration bieten, sich auf den eigenen Weg zu machen, einen persönlichen Beitrag zur Verbesserung der Zukunft der Arbeit und des gemeinsamen Planeten zu leisten.
Das Buch endet dementsprechend mit einem "Manifest der enkeltauglichen Arbeit".
Leseerlebnis und Wirkung
Für mich war es ein Lesegenuss mit Tiefgang. Hans Rusinek gelingt es, komplexe Zusammenhänge verständlich und anschaulich darzustellen. Seine Sprache ist leichtgängig, bildhaft und gespickt mit persönlichen Anekdoten und eingängigen Beispielen. Dies macht das Buch nicht nur informativ, sondern auch sehr menschlich und anschlussfähig. Beispielsweise wenn der Autor sich zum Thema „gewohnte Praktiken“ als regelmäßiger nachmittäglicher Knoppers-Konsument outet oder auch eigene frühere Haltungen zu „New Work“ kritisiert.
Man kann als kleine Kritik anführen, dass sich manchmal Argumente und Beobachtungen in anderen Worten wiederholen, was den Text stellenweise etwas in die Länge zieht. Dies mag dem Willen des Autors geschuldet sein, die Dringlichkeit seiner Botschaft zu unterstreichen.
Als Leserin gerät man unweigerlich ins Nachdenken und zumindest in meinem Falle formen sich bereits vage Gedanken, wie und wo man hier weitermachen könnte. Das Buch ist aus meiner Sicht jedenfalls hervorragend geeignet, um mit Anderen über die Zukunft der Arbeit und des Planeten ins Gespräch zu kommen.
Mein Fazit
"Work-Survive-Balance" ist ein fundiertes, anregendes und wichtiges Buch. Ein Muss für alle, die sich für die Zukunft unserer Arbeit und unseres Planeten interessieren. Es trifft in jeder Hinsicht den Nerv der Zeit.
Weitere Informationen zu Hans Rusinek finden sich hier:
https://www.buch7.de/produkt/work-survive-balance-hans-rusinek